Alternative Lösungen für Diesel-Fahrer

Fahrverbote durch Umrüsten und Umsteigen umgehen

25.11.17

Ab 2018 drohen Diesel-Fahrzeugen ohne Euro-6-Norm Fahrverbote in deutschen Städten. Um weiterhin fahren zu dürfen, ist das Umrüsten beziehungsweise Umsteigen auf Alternativen unausweichlich.

 
Fahrverbote durch Umrüsten und Umsteigen umgehen © panthermedia.net/Birgit StrehlFahrverbote durch Umrüsten und Umsteigen umgehen

Die aktuelle Diesel-Thematik dürfte insbesondere Fahrzeugbesitzern Sorgenfalten auf die Stirn treiben, die ihren Neuwagen vor dem 1. September 2014 gekauft haben. An diesem Tag wurde die Euro-5-Norm für neue Pkws von der Euro 6-Norm abgelöst. Ab 2018 könnten Diesel ohne Euro 6-Norm in Städten verboten sein. Mehrere Millionen Diesel-Fahrer werden angesichts des potenziellen Fahrverbots mit einem massiven Wertverlust ihrer Autos konfrontiert. Allein in Stuttgart, wo das Verwaltungsgericht im Juli 2017 schärfere Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft forderte, müssten bei einem regionalen Fahrverbot über 70.000 Diesel stehen bleiben. Begünstigt wird der bevorstehende Wertverfall durch die Tatsache, dass sogar aktuelle Dieselmodelle mit Euro-6-Norm die Grenzwerte für Stickoxide nicht einhalten können. Für Vielfahrer avanciert der Diesel zum Risiko und die Verunsicherung über Einfahrtsbeschränkungen, Schadstoffgrenzwerte und ordnungsgemäße Nachrüstungen steigt. Die Zulassungszahlen gehen aufgrund der Skandale und politischen Diskussionen längst zurück. 2017 könnte seit 2009 das schlechteste Jahr für Diesel-Neuzulassungen werden. Laut Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg kam allein im September ein Rückgang um 21 Prozent zustande.

Dieselfahrer haben mehrere Möglichkeiten, um sich auf die zunehmenden Anforderungen vorzubereiten und Fahrverbote zu umgehen. Sie können ihr Fahrzeug umrüsten, einen Gebrauchtwagen kaufen, der die Abgasnorm Euro-6 erfüllt oder sich für eine alternative Antriebsform entscheiden. Ein Trend ist dahingehend anhand der aktuellen Fahrzeugneuzulassungen erkennbar. Erdgas-, Hybrid- und Elektroautos erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

Umstieg auf Abgasnorm Euro-6

Obwohl sich die Politik zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einig ist, sind Dieselbesitzer gut beraten schon jetzt entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Mit der seit September 2014 gültigen Euro-6-Norm wurde die Partikelanzahl im Abgas zum ersten Mal begrenzt und die erlaubte Partikelmasse von 5,0 auf 4,5 Milligramm pro Kilometer gesenkt. Um den Wertverlust zu minimieren und die möglichen Fahrverbote zu umgehen, müssen Dieselfahrzeuge entweder auf Euro-6 umgerüstet oder durch Alternativen wie Benziner, Elektrofahrzeuge oder Hybride ersetzt werden. Ärgerlich ist das Diesel-Verbot insbesondere für Fahrzeugführer, die sich erst vor zwei Jahren einen Diesel mit Euro-5 zugelegt haben. Das Nachrüsten auf Euro-6 ist mit hohen Kosten verbunden, da deutliche Veränderungen bei Abgasanlage und Motorsteuerung erforderlich sind. Elementar ist unter anderem der SCR-Katalysator als Abgasreinigungssystem. Diese Katalysatoren spritzen eine Harnstofflösung ins Abgas, welche dank chemischer Reaktion die Stickoxide in Wasser und Stickstoff verwandeln und somit in ungefährliche Substanzen. 1.000 Euro pro Fahrzeug kostet der Einbau dieses Elements.

Der Gebrauchtwagenverkauf und die Anschaffung einer Alternative ist für viele Autobesitzer derzeit die beste Chance den finanziellen Schaden einzudämmen. Um sich den Verkauf eines Gebrauchten zu erleichtern, stehen Ankaufservices zur Verfügung. Dort können Fahrzeugbesitzer den Verkauf ihres alten Diesels ohne Euro-6 abwickeln und modernere Gebrauchtwagen kaufen. Der Umstieg lässt sich so beschleunigen und vereinfachen. Soll der alte Pkw von einem Diesel mit Euro-6-Norm abgelöst werden, lohnt sich der Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt ohnehin. Eine Vielzahl der gebrauchten Dieselfahrzeuge erfüllt bereits die nötige Abgasnorm. Darunter folgende Modelle:

  • einige aktuelle Modelle von Audi A6, A7 und A8
  • Vorgänger der aktuellen A4, A5 und Q7
  • BMW Dieselmotoren 320d (163 PS) und 330d (258 PS)
  • BMW 5er (2013) 520d (184 PS), 530d (258 PS)
  • Ford Focus mit 1.5 TDCi mit 95, 105 oder 120 PS
  • Mazda 6 ab 10/2012, Mazda 2 ab 04/2015
  • Hyundai i20
  • VW Passat (ab 2014) Variant und Alltrack

Laut Informationen des ADAC zufolge, kann erst mit Abgasnorm Euro 6d-TEMP von sauberen Diesel-Pkws gesprochen werden. Diese Norm ist, genau wie die neue Norm Euro 6c, seit September 2017 in Kraft getreten. Verbindlich vorgeschrieben ist 6d ab 2020. Verbraucher, die trotz der Lage einen Neuwagen mit Dieselantrieb anschaffen möchten, sollten leasen statt kaufen und nur Fahrzeuge mit den entsprechenden Normen in Erwägung ziehen. Eine Restwert-Garantie im Vertrag ist entscheidend, um am Laufzeitende den vereinbarten Restwert zu erhalten. Der ADAC rät Verbrauchern mit der Dieselanschaffung zu warten, bis Modelle mit Euro 6d oder Euro 6d-TEMP in ausreichender Menge vertreten sind. Beim Kauf ist auf eine schriftliche Bestätigung der Erfüllung von Euro-6d-Kriterien zu bestehen.

Alternativen im Fokus

Doch nicht nur für Dieselfahrzeuge werden die Vorschriften ab dem kommenden Jahr strenger. Um die Grenzwerte einzuhalten, werden Partikelfilter erforderlich. Die Tabelle informiert über einige Benziner, die mit Otto-Partikelfilter ausgerüstet sind beziehungsweise werden:

Audi A5 2.0 TFSIseit Juni 2017
VW Tiguan 1.4 TSIseit Juni 2017
Mercedes S-Klasse
(M256-Reihensechszylinder, M176-V8)
ab Herbst 2017
BMW M3, M4ab 2018
Ford Fiesta STab Frühjahr 2018

Bestenfalls fällt die Entscheidung für eine Diesel-Alternative. Fahrzeuge mit Erdgas-Antrieb, Elektroautos und 48 Volt-Hybride für Benziner sind eine sinnvolle Investition. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt in einer Pressemitteilung zu den Fahrzeugzulassungen im Oktober 2017 bestätigt, „zeigte sich wiederholt eine positive Neuzulassungsbilanz der alternativ angetriebenen Pkw.“ Bei erdgasbetriebenen Fahrzeugen lag das Plus gegenüber dem Vorjahresmonat bei 34,8 Prozent, bei Hybriden bei 67,8 Prozent und bei Elektroautos sogar bei 86,8 Prozent. Die neuzugelassenen Benziner legten um 18,8 Prozent zu und stellten mit dem Anteil von 60,9 Prozent die am häufigsten gewählte Antriebsart dar. Diesel-Zulassungen gingen stattdessen um 17,9 Prozent zurück.

Zum Hintergrund

Bereits im Juni 2015 leitete die EU-Kommission ein Verfahren wegen Vertragsverletzung gegen die Bundesrepublik ein. Der Grund: Die Stickoxid-Grenzwerte an Hauptverkehrsstraßen werden an zahlreichen Messstellen nicht eingehalten. Dieselfahrzeuge hätten an den hohen Werten des gesundheitsgefährdeten Stoffs besonderen Anteil. Kommt es zur geplanten Klage durch die EU-Kommission, drohen Deutschland bei einer Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) harte Strafen.

   

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